Jagat - Chamje - Tal - Dharapani

Nach einer entspannten Nacht in der neu gebauten bunten Lodge starten wir unsere Tagesetappe gegen 8 Uhr. Vorher müssen wir jedoch noch eine Eselskarawane vorbei lassen, die sich den Weg talaufwärts bahnt. Das tief eingeschnittene Tal bietet anfangs kaum Ausblicke auf die Bergwelt, auch wenn zwischendurch der eine oder andere Blick auf einen der kleinen 5000er (Zitat unseres Guides) erhascht werden kann. Auf den Gipfeln liegt Neuschnee, den es letzte Nacht gegeben hat. In wenigen Tagen werden wir unsere Nächte und Tagesetappen in ähnlichen Höhen verbringen - nicht unbedingt "wärmende Aussichten".

Unsere "bunteste" Lodge

Trotz des fehlenden Bergblicks ist die Landschaft mehr als interessant. Kleinere Waldstücke wechseln sich mit Wiesen und Weiden/Ackerland ab. Auf der gegenüberliegenden Talseite sind zahlreiche kleinere und größere Wasserfälle zu beobachten. Kami zeigt uns darüber hinaus die in einer Felswand hängenden Bienenstöcke. Unvorstellbar erscheint uns der Gedanke, dass die Nester von oben her durch die einheimischen abgeerntet werden um an den Honig zu gelangen.

Der weg führt uns immer wieder auch durch einige kleinere Dörfer bzw. an einigen einzeln stehenden Häusern vorbei. Einige dieser Häuser sind auch als Lodges ausgewiesen. Der Standard ist jedoch wesentlich niedriger als bei unseren Lodges.

Am heutigen Tag wechseln wir mehrfach mittels stabiler Hängebrücken die Talseite. Die erste Überquerung dauert jedoch etwas, denn wir müssen nach einem matschigen Abstieg zur Brücke erst einmal eine riesige Eselkarawane passieren lassen.

Tief eingeschnittenes Tal

Wir passieren zahlreiche kleine Dörfer Eselkarawane auf der ersten Hängebrücke

Kaum haben wir die Brücke passiert, so folgt die nächste Karawane aus der anderen Richtung. Wir haben es nicht eilig und lassen die Karawane passieren. Dabei ist zu beachten, dass man immer auf der Bergseite stehen sollte, wenn die Karawane an einem vorbei läuft.
Nach Passieren der ersten Hängebrücke bietet sich links ein toller Ausblick auf einen Wasserfall. Die Farbe des Wassers (milchiges blau) lässt uns etwas verweilen - vielleicht war es auch die Vorahnung, denn nun kommt ein etwas steileres Wegstück, welches uns in die Bergflanke führt. Stellenweise ist der Weg etwas schmaler und im leicht ausgesetzten Gelände sollte man nicht wegrutschen.

Ohne Worte

 

Bei einer am Wegesrand liegenden Lodge machen wir Pause. Die Küche (siehe Bild) ist noch ursprünglich ausgestattet, denn es wird über Holz gekocht. Kami trinkt einen Buttertee, aber von unserer Gruppe kann sich keiner überwinden, eine Tasse zu probieren. Am Nachbargebäude liegt Weizen auf dem blanken Boden zum trocknen aus - es ist leider sehr ersichtlich, in welchen Bereichen Geld vom Tourismus fließt und welche Einheimischen nicht von dieser Geldquelle profitieren.

Nach der Pause wandern wir in ein eng eingeschnittenes Tal. Der Weg ist schmal aber problemlos zu bewältigen. Beim Abstieg zum Fluss muss man auf dem steinigen Weg etwas aufpassen nicht auszurutschen.
Der Weg führt nun direkt auf eine kleine Steilstufe zu.

Typische Küche

Interessante Landschaft

Blick zurück während des steilen Aufstiegs

 

Vor dem etwa 100 Höhenmeter betragenden Aufstieg machen wir bei einem kleinen Haus mit Shop eine kurze Pause. Kami gibt uns einen Keks – was für den kommenden Aufstieg nichts Gutes vermuten lässt. Ein Spruch der nach den ersten Frühstücken geprägt wurde: Viel Essen bedeutet viel Laufen…
Mittlerweile ist es recht kühl geworden. Ich habe meine Softshelljacke angezogen, damit ich mich nicht verkühle. Doch die Jacke kommt wenige Minuten später wieder in den Rucksack – durch den Aufstieg wird mir sehr schnell zu warm. Eigentlich handelt es sich bei dem Aufstieg nur um einige Kehren, wie er in den Alpen massenhaft zu finden ist. Dennoch gerate ich außer Puste und muss etwas langsamer gehen als gewohnt. Anderen geht es genau so, so dass ich beruhigt bin. Kami versucht uns einen langsameren Gehrhythmus anzugewöhnen. Sein Motto „nicht die schnellsten werden die ersten sein“ kenne ich bereits vom Kilimanjaro, doch die Umgewöhnung vom Alpentempo an das Himalayatempo fällt mir dieses mal aufgrund der zahlreichen Fotopausen etwas schwerer. Zu weit möchte ich dann doch nicht zurückfallen - doch zum Glück bin ich nicht der einzige, der viele Bilder während der Tour macht.

Blick in ein ursprüngliches Tal auf der anderen Talseite

Das Tor zum Eingang des Manang District

Der Weg führt an der Felswand entlang - wenn es kein Hochwasser gibt

 

Ich bin froh, als wir die Kuppe erreichen, die den Abschluss des kurzen Anstiegs darstellt. Rechts am Wegesrand wurde ein kleiner Militärposten errichtet – angeblich aufgrund der anstehenden Wahlen. 5 Minuten später passieren wir ein kleines Tor, welches den Übergang in den Manang District darstellt. Das neben dem Tor stehende Schild mit den geplanten Gehzeiten lässt uns etwas staunen. Die angegebenen Zeiten sind wahrscheinlich ohne Pause und im Sherpatempo gerechnet – wir waren jedenfalls immer wesentlich länger unterwegs als auf dieser Tafel angeschrieben. Mit Überschreitung der kleinen Passhöhe wandelt sich die Landschaft komplett, denn das vorher enge und teilweise bewaldete Tal öffnet sich und ein breites Flussbett liegt vor uns. Das ist eine der interessanten Tatsachen, die einem immer wieder auf dem Annapurna Circuits begegnet: wir passieren eine Anhöhe oder wandern um eine Kurve und die Landschaft verändert sich komplett. Während der gesamten Tour denke ich mir mehrmals, dass die Veränderungen unter anderem den Reiz dieses Trekkings ausmachen.

Gepflegte Häuser in "Tal"

Kleiner Shop mit Ausrüstungsgegenständen oder Sweets

Gepflegter Ort "Tal"

 

Der Weg führt rechts in das Bachbett hinein. Auf den ersten Blick ist kein Weg zu erkennen, der uns ohne nasse Füße weiterbringen könnte. Erst bei genauerem Hinsehen (und dank der entgegenkommenden Eselskarawane) ist zu erkennen, dass am Rande des Flussbetts ein ca. 1 Meter breiter Pfad existiert. Das Wasser sollte jedoch keine 30 cm höher stehen, denn dann wäre diese Wegpassage nur mit nassen Füssen zu bewältigen.
Nachdem wir die Esel haben passieren lassen wandern wir auf ebenem und teilweise sehr sandigem Weg in das breite Tal hinein. Bald erreichen wir ein weiteres kleines Tor mit Gebetsmühlen – wie immer machen wir einige Bilder bevor es weitergeht.
Das nun folgende Dorf Tal wirkt sehr gepflegt. Die „Vorgärten“ sind sehr sauber und weisen interessante Blumeneinfassungen (Bierflaschen) auf. Der Rasen ist kurz gehalten und die Häuser haben teilweise einen sehr interessanten Baustil. Im Dorf ist einer der ersten „Ausrüstungsläden“ anzutreffen, in welchem man noch fehlende Ausrüstungsstücke kaufen kann.

Mani Mauer in "Tal"

Telefonzelle auf Nepali Art

 

Am Dorfende machen wir unsere Mittagspause. Der Gastraum ist kalt und dementsprechend freue ich mich über den Kaffee bzw. Tee. Angrenzend an den Gastraum steht eine Telefonzelle, die ich auch gleich nutzen möchte, um nach Hause zu telefonieren. Wobei telefonieren in Nepal etwas anders funktioniert als in Deutschland. Erst einmal muss eine Leitung hergestellt bzw. verfügbar sein. Dementsprechend kann es sein, dass der Nepali 20x anwählen muss, bis er ein Freizeichen erhält. Wenn dann endlich der Anruf aufgebaut ist, dann ist die Sprachqualität meistens recht gut. Leider wird das Gesprochene mit etwas Verzögerung weitergeleitet und Gespräche sind dementsprechend etwas langatmig. Allgemein sind die Telefonkosten auf der Annapurna Runde sehr stark schwankend. Von 50 Rupien (Chame) bis zu 5 Dollar (Thorong Pedi) die Minute reicht die Preisspanne, wobei der Durchschnittspreis pro Minute bei 120 – 200 Rupien liegt.

Schön angelegter Weg

 

In der Mittagspause esse ich leider nur 2 Frühlingsrollen, was sich im Nachhinein als Fehler darstellen sollte. Ich hatte über den Tag hinweg zu wenig gegessen, so dass ich nach der Mittagspause mich schlapp fühle und mir etwas schwindelig ist. Ich kann das Tempo meiner Kollegen zwar mitgehen, allerdings habe ich trotz der interessanten Landschaft keinen großen Spaß. Der Weg führt teilweise am Bachbett entlang, teilweise auf breitem Weg durch die Felswand einige Meter erhöht durch das tief eingeschnittene Tal. Probleme mit der Ausgesetztheit habe ich nicht, da der Weg recht breit ist und andererseits ein rostiges Geländer zumindest den Eindruck der Sicherheit bietet. Es gibt immer wieder kleinere Alternativrouten, die wahrscheinlich je nach Wasserstand gewählt werden können bzw. müssen.

Auf einer stabilen Hängebrücke

 

Mittels einer Hängebrücke queren wir die Talseite und laufen durch eine nun wieder etwas grünere Landschaft. Immer wieder passieren wir einige kleinere Dörfer. Vom Straßenbau ist hier glücklicherweise noch nichts zu sehen, auch wenn die Strasse in einigen Jahren (leider) auch hier durchführen soll. Mittlerweile fühle ich mich etwas besser, was wahrscheinlich auch an der Wirkung des Essens und der Müsliriegel liegt.
Wir erreichen eine hohe Hängebrücke, die seitliche Führungen aufweist um ein zu starkes Schwanken zu verhindern. An der Brücke sehen wir einen Nepali mit seinen zwei jungen Hunden. Uns erschreckt jedoch die Art und Weise der Tierbehandlung, denn als einer der Hunde nicht auf sein Herrchen hört, so wird dieser getreten. Der Hund flüchtet daraufhin den Berg hinauf; verfolgt durch sein Herrchen. Als dieser den Hund zu fassen bekommt, wirft er den Hund einige Meter weit. Das Winseln des Hundes ist markerschütternd, auch wenn der Hund anscheinend keine größeren Verletzungen abbekommen hat. Mit schüttelndem Kopf gehen wir weiter.
Einige Zeit später erreichen wir unsere Lodge, wo ich im Laufe des Abends zum ersten Mal Wäsche wasche. Leider werden die Sachen bis zum nächsten Morgen nicht trocken, so dass ich diese auf den Rucksack binden muss. Nach dem Abendessen lege ich mich frühzeitig in den Schlafsack. Mit Ausnahme der zahlreichen Toilettenpausen schlafe ich sehr gut.

Tageszusammenfassung

Höhenmeter Auf- / Abstieg 1100 m 450 m
Gehzseit 6 - 7 Stunden